Granat

Granat

Ist Granat nicht dieser wunderbar tiefrote Edelstein der sich oft in antiken Schmuck findet? Ja, das stimmt schon. Das tiefe warme Rot ist in der Tat die Farbe, in der Granat am häufigsten gefunden wird. Leider wissen jedoch viel zu wenig Menschen, dass die Welt der Granate viel bunter ist als nur Rot. Spektakuläre Funde, vor allem in Afrika, haben das traditionelle Bild des Granat auf eine überraschend hohe Zahl von möglichen Farbtönen korrigiert – auch wenn Rot weiterhin seine Hauptfarbe zu sein scheint. Dank ihres reichen Farbenspektrums können Granate heute ganz einfach Schritt halten mit den Veränderungen von Stil und Farbtrends in der Mode. Durch neue Funde gibt es außerdem eine zuverlässige Versorgung mit ihnen. So ist diese Edelstein-Gruppe in der Tat eine, die für neue Impulse in der Welt des Schmucks sorgt.

Unter dem Begriff „Granat“ versteht der Spezialist eine Gruppe von mehr als zehn verschiedenen Edelsteinen mit ähnlicher chemischer Zusammensetzung. Es ist schon richtig wenn man sagt, dass Rot die am häufigsten anzutreffende Farbe ist, aber den Granat gibt es auch in verschiedenen Schattierungen von Grün, einem intensiven Gelb, in feurigem Orange und einigen feinen erdfarbenen Nuancen. Die einzige Farbe die er nicht anbieten kann ist Blau. Granate sind gefragte und viel verarbeitete Edelsteine – umso mehr, da es heute nicht mehr nur um die klassischen Edelsteinfarben Rot und Grün, sondern auch um die feinen Nuancen dazwischen geht. Darüber hinaus ist die Welt der Granate auch reich an Raritäten wie dem Sterngranat und Steinen, deren Farbe sich je nach Lichtquelle verändert.

Und was gibt es sonst noch, dass diese Edelsteingruppe von Anderen unterscheidet? Nun, zunächst einmal ist es die gute Härte von 7 bis 7,5 auf der Mohs Skala. Mit ein paar kleinen Ausnahmen gilt sie für alle Mitglieder der Granat-Gruppe und ist der Grund für die hervorragenden Trageeigenschaften dieser Edelsteine. Granate sind relativ unempfindlich und unkompliziert zu verarbeiten. Das Einzige was sie wirklich stört sind heftige Stöße oder unsachgemäße Wärmebehandlungen. Ein weiteres Plus ist ihr hoher Brechungsindex, welcher die Ursache für hohe Brillanz des Granats ist. Die Form der unbearbeiteten Kristalle ist interessant. Granat bedeutet so viel wie „der Körnige“, was vom lateinischen „Granum“ für Getreide kommt. Dies bezieht sich aber nicht nur auf die typische rundliche Form der Kristalle, sondern auch auf die Farbe des roten Granats, den man oft mit den Samen eines reifen Granatapfels vergleicht. Im Mittelalter wurde der rote Granat auch „Karfunkelstein“ genannt. Auch heute noch sind Phantasienamen wie „Arizona-Rubin“, „Arizona-Spinell“, „Montana-Rubin“ oder „New Mexico-Rubin“ im Handel weit verbreitet.

Das warme Rot des Granats beleuchtete die Arche Noah

Granate sind seit Tausenden von Jahren bekannt. Noah, so heißt es, benutzte eine Laterne aus Granat um seine Arche durch die dunkle Nacht zu steuern. Granat findet sich auch in antikem Schmuck aus frühen ägyptischen, griechischen und römischen Perioden. Viele frühen Entdecker und Reisenden trugen ein Granat bei sich, dieser war als Talisman und Schutzstein beliebt, man glaubte, dass er in der Nacht leuchten und seine Träger vor dem Bösen und Unglück schützen würde. Heute wissen wir, dass die sprichwörtliche Leuchtkraft des Granats von seinem hohen Brechungsindex kommt.

Granate haben nicht nur viele Farben; sie haben auch viele Namen: Almandin, Andradit, Demantoid, Grossular, Hessonit, Pyrop, Rhodolith, Tsavorith, Spessartin, Uwarowit um nur einige zu nennen Aber wir wollen uns auf die Wichtigsten beschränken und beginnen mit dem roten Granat. Hier gibt es erstens den feuerroten Pyrop. Seine temperamentvolles Rot, oft mit einer leicht bräunlichen Nuancen, war im 18. und 19. Jahrhundert als Edelsteinfarbe sehr gefragt. Granate aus einem Fund im nord-östlichen Teil des früheren Königreichs Böhmen – kleine Steine mit einem wunderschönen Farbton – waren zu dieser Zeit weltberühmt. In Europa wurden sie vor allem in der viktorianischen Zeit als Schmuck verarbeitet. Der echte böhmische Granatschmuck wurde traditionell mit einer großen Anzahl von kleinen Steinen mit rotem Glanz verziert. Die Steine wurden wie in einem Granatapfel dicht nebeneinander gesetzt. Auch heute werden noch Granate in der ehemaligen Tschechoslowakei gefunden und nach der alten Tradition verarbeitet. Seine Attraktivität bezieht der klassische Granatschmuck hauptsächlich aus der Schönheit der Edelsteine.

Die größeren Mittelsteine der typischen „Rosetten“ sind meist aus Granat, allerdings gehören sie in eine andere Kategorie. Die Almandine, nach der antiken Stadt Alabanda benannt, unterscheiden sich in ihrer chemischen Zusammensetzung ein wenig vom Pyrop. Warum wurden sie als zentrale Steine verwendet? Ganz einfach, während die Natur den Pyrop fast nur in kleinen Größen geschaffen hat wachsen die Almandine in eher größeren Kristallen.

Ein weiterer ebenfalls roter Granat ist der Rhodolith. ein Mischkristall aus Almandin und Pyrop. Den beliebten Granat zeichnet sein wunderschön samtiges Rot mit einem feinen violetten oder himbeerroten Unterton aus. Ursprünglich in den USA gefunden, kommt er heute hauptsächlich aus Edelsteinminen in Ostafrika, Indien und Sri Lanka.

Die bunte Welt der Granate

Vor ein paar Jahren wurde die Fachwelt durch die fantastische Entdeckung einer Art von Granaten überrascht die bis dahin sehr knapp war. Am Kunene-River an der Grenze zwischen Namibia und Angola wurde eine Vorkommen von strahlenden orange bis roten „Spessartinen“ entdeckt. Der Spessartin wurde nach seinem ursprünglichen Fundort in Deutschland benannt. Spessartine führten als reine Liebhaber- und Sammlerstein bis zu dieser folgenreichen Entdeckung ein Schattendasein. Bis dahin wurden sie aufgrund ihrer Seltenheit kaum für Schmuck verwendet. Aber diese neue Entdeckung veränderte die Edelsteinwelt und fügte ihr durch diesen ungewöhnlich feinen und intensiv leuchtenden orangeroten Edelstein eine weitere wertvolle Facette hinzu. Unter dem Handelsnamen „Mandarinen-Granat“ wurde dieser wunderbar orangefarbenen Edel-Granat innerhalb kürzester Zeit weltberühmt. Leider war das Bergwerk in den ruhigen Hügeln von Namibia innerhalb weniger Jahre ausgeschöpft. Die weitere Edelsteinsuche im abgelegenen Buschland war mit zu viel Aufwand und Kosten verbunden. Daher wurde befürchtet, dass dieser so kostbare Edelstein, der die Schmuckwelt im Sturm eroberte, nur noch aus Lagerbeständen einiger weniger Verarbeiter als Einzelstücke auf den Markt kommen würde. Doch dann wurde in Nigeria ein neues Vorkommen dieser orangefarbenen Kostbarkeiten entdeckt. Ihre Farbe und Brillanz steht den Mandarin-Granaten aus Namibia in nichts nach, nur ein erfahrener Spezialist kann die feinen Unterschiede überhaupt erkennen.

Nun zu den grünen Granaten. Grüne Granate? Gibt es die wirklich? In der Tat, es gibt sie! Es sind einige grüne Sorten bekannt. Zuerst gibt es da den „Grossular“, von der Natur in vielen feinen Farbtönen von Gelb und Grün bis Braun erschaffen und für seine vielen feinen Zwischentöne und Erdfarben geschätzt. Auch hier gab es einen spektakulären Fund: im letzten Jahr des 20. Jahrhunderts wurden umfangreiche Grossular-Vorkommen in Mali entdeckt. Der Mali-Granat besticht durch seine hohe Brillanz. Selbst die braunen, sonst nicht sehr beliebten Steine, scheinen lebendig und natürlich und passen besonders gut zu ethnologisch angehauchten Trends.

Der wohl bekannteste grüne Granat ist aber der „Tsavorit“ oder „Tsavolith“. Dieser gehört ebenfalls zur Grossular-Gruppe. Tiffany benannte diesen, im Jahr 1967 von einem britischen Geologe Campbell R. Bridges im Nordosten von Tansania in der Nähe des Tsavo National Parks entdeckten, Stein nach dem Ort wo er gefunden wurde. Das Grün des Tsavorit reicht von einem lebendigen und hellen Grün bis hin zu einem tiefen und samtigen Grünton. Wie alle Granate hat er eine besonders gute Brillanz.

Der Star der grünen Granaten ist aber der seltene „Demantoid“, ein Edelstein für Kenner und Edelsteinliebhaber. Seine Brillanz ist wahrlich enorm, sie ist sogar größer als die des Diamanten! Russlands Starjuwelier Karl Fabergé liebte den brillant-grünen Granat aus dem Ural mehr als alles andere und verwendet ihn in seinen Kreationen. Dank einiger neuer Funde in Namibia ist der Demantoid inzwischen nicht mehr ganz so selten. Demantoide aus Namibia haben eine gute Farbe und Brillanz, aber es fehlt ihnen ein winziges Merkmal: die sogenannten „Schachtelhalm-Einschlüsse“. Diese feinen, buschigen Einschlüsse sind das unverkennbare typische Merkmal eines russischen Demantoids.

Edelsteine für jeden Modetrend

Jeder der die reinen, natürlichen und warmen Farben des sonnenverwöhnten Spätsommers liebt, wird von dem Farbspektrum des Granats begeistert sein. Heute kommen Granate meist aus afrikanischen Ländern, es gibt sie aber auch in Indien, Russland und Mittel- und Südamerika. Die geschickten Hände der Schleifer verarbeiten sie in vielen klassischen Formen, aber zunehmend auch in modernen und phantastischen Designer-Schnitten. Granate überzeugen mit ihrer natürlichen unverfälschten Schönheit, ihrer Vielfalt der Farben und der enormen Brillanz. Bei jedem Erwerb von Granatschmuck können Sie sich sicher sein, dass die Freude an diesem schönen Edelsteingeschenk der Natur langlebig und ungetrübt sein wird.