Smaragd

Smaragd

Smaragde sind faszinierende Edelsteine. Sie haben das schönste, intensivste und strahlendste Grün das man sich vorstellen kann: Smaragdgrün. Einschlüsse werden toleriert. Feine Smaragde in Top-Qualität sind noch wertvoller als Diamanten.

Der Name Smaragd stammt vom griechischen Begriff „smaragdos“ und dem alt-französischen Begriff „esmeralde“ ab und bedeutet eigentlich nur „grüner Edelstein“. Unzählige fantastische Geschichten ranken sich um dieses großartige Juwel. Die Inkas und Azteken in Südamerika, wo auch heute noch die besten Smaragde gefunden werden, betrachteten den Smaragd als heiligen Edelstein. Der Abbau der Steine begann jedoch in der Nähe des Roten Meers in Ägypten. Die Anfang des 19. Jahrhunderts in Ägypten entdeckten Smaragdvorkommen von El Quseir (auch als „Kleopatra-Minen“ bekannt) wurden bereits von ägyptischen Pharaonen zwischen 3.000 und 1.500 vor Christus ausgeschöpft.

In der vor vielen Jahrhunderten entstandenen Veda, einer Sammlung religiöser Texte des Hinduismus, wird von den kostbaren grünen Edelsteinen und ihren heilenden Eigenschaften gesprochen: „Smaragde versprechen viel Glück …“; und „Der Smaragd steigert das Wohlbefinden …“ . Daher ist es kein Wunder, dass auch die Schatztruhen der indischen Maharadschas und Maharanis wunderbare Smaragde enthielten. Einer der weltweit bekanntesten Smaragde ist der sogenannte „Mogul-Smaragd“. Er stammt aus dem Jahr 1695, wiegt 217,80 Karat und ist ca. 10 cm groß. In den Stein sind Gebetstexte und prächtige Blumenornamente graviert. Am 28. September 2001 wurde dieser legendäre Smaragd von Christie’s in London für 2,2 Mio. US-Dollar an einen unbekannten Käufer versteigert.

Smaragde haben seit der Antike ein hohes Ansehen. Daher sind einige der berühmtesten Smaragde in Museen und Sammlungen zu finden. Das American Museum of Natural History zeigt zum Beispiel eine Tasse des Kaisers Jehangir aus reinem Smaragd und „Patricia“, mit 632 Karat einer der größten kolumbianischen Smaragdkristalle. Die Sammlung der Bank von Bogota enthält fünf wertvolle Smaragdkristalle mit Gewichten zwischen 220 und 1796 Karat. Herrliche Smaragde finden sich außerdem in den iranischen Kronjuwelen, zum Beispiel das Diadem der ehemaligen Kaiserin Farah. Auch die türkischen Sultane liebten Smaragde. Im Topkapı-Palast in Istanbul werden Schmuckstücken, Schreibgeräte und Dolche ausgestellt, die jeweils reich mit Smaragden und anderen Edelsteinen geschmückt sind.

Das Grün des Lebens und der Liebe

Das Grün des Smaragd ist die Farbe des Lebens und des Frühlings. Seit Jahrhunderten symbolisieren Smaragde aber auch Schönheit und die beständige Liebe. Im alten Rom war Grün die Farbe der Venus, Göttin der Schönheit und der Liebe. Bis heute hat die Farbe eine Sonderstellung in vielen Kulturen und Religionen. Zum Beispiel ist Grün die heilige Farbe des Islam. Viele der Staaten der Arabischen Liga haben in ihren Fahnen Grün als Symbol für die Einheit ihres Glaubens. Doch die Farbe hat auch einen hohen Stellenwert in der katholischen Kirche. Sie betrachtet Grün als die natürlichste und elementarste der liturgischen Farben.

Das herrliche Grün des Smaragd ist eine Farbe die Harmonie, Liebe zur Natur und elementare Lebensfreude vermittelt. Das menschliche Auge bekommt nie genug von dieser einzigartigen Farbe. Laut Plinius dem Älteren erfreuen grüne Dinge die Augen ohne sie zu ermüden. Grün ist frisch und lebendig und wird nie als eintönig empfunden. Und auch im Farbwechsel zwischen dem hellen Tageslicht und dem künstlichen Licht einer Lampe behält Smaragdgrün seine lebendige Anmutung in all ihren Nuancen.

Fingerabdrücke der Natur

Seine lebhafte Leuchtkraft macht den Smaragd zu einem einzigartigen Edelstein. Allerdings ist er in wirklich guter Qualität ziemlich selten. Einschlüsse – Spuren der turbulenten Entstehung – prägen die Steine und zerstören oft die Gleichmäßigkeit der Farbe. Feine Einschlüsse verringern jedoch nicht zwingend den Wert eines Steines. Ein Smaragd in einem tiefen, lebendigen Grün hat mit Einschlüssen immer noch einen viel höheren Wert als ein fast makelloser Smaragd dessen Farbe blasser ist. Manche Experten nennen die Einschlüsse, Risse und Spalten die die Steine charakterisieren, liebevoll „jardin“ (frz. für Garten). Sie betrachten sie als zarte kleine grüne Pflanzen die dem smaragdgrünen Garten als natürlich gewachsene Identitätsmerkmale dienen.

Wo kommen Smaragde her und wie kommt es, dass sie überhaupt existieren? Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir sehr weit in der Zeit zurückgehen. Smaragde aus Simbabwe gehören zu den ältesten Edelsteinen der Welt. Die ältesten bekannten Exemplare wuchsen schon vor 2.600.000.000 Jahren. Andere Steine, zum Beispiel aus Pakistan, sind gerade einmal 9.000.000 Jahre „jung“. Aus chemisch-mineralogische Sicht ist der Smaragd ein Beryllium-Aluminium-Silicat mit einer Mohshärte von 7,5 bis 8 und gehört, wie der hellblaue Aquamarin, der zartrosa Morganit, der goldene Heliodor und der blassgrünen Beryll zur großen Edelsteinfamilie der Berylle. Reiner Beryll ist farblos. Die Farben entstehen durch die Zugabe von Spuren eines anderen Elements. Im Falle des Smaragds sind es vor allem Spuren von Chrom und Vanadium die für die faszinierende Farbe verantwortlich sind. Normalerweise konzentrieren sich diese Elemente in ganz anderen Teilen der Erdkruste als Beryllium und wären nie mit ihm zusammengetroffen. Aber während intensiver tektonischer Prozesse wie Gebirgsbildung, Metamorphose, Emergenz und Erosion des Bodens fanden sich diese kontrastierenden Elementen gegenseitig und kristallisierten zu einem unserer schönsten Edelsteine. Die starken Kräfte dieser geologischen Verfahren sind Verantwortlich für die kleinen und großen Unregelmäßigkeiten in den Steinen. Ein mikroskopischer Blick in das Innere ein Smaragdes sagt uns etwas über die bewegte Entstehungsgeschichte dieses einzigartigen Edelsteins: hier sehen wir kleine oder große Risse; hier das Funkeln eines Mini-Kristalls oder eine kleine Blase; hier Formen aller Art. In der Wachstumsphase der Kristalle „heilen“ einige dieser Manifestationen, dadurch entstehen die vor allem für die kolumbianischen Smaragde typischen gezackten dreiphasigen Einschlüsse: Hohlräume mit Flüssigkeit, die oft eine kleine Gasblase enthalten oder mit winzigen Kristallen gefüllt sind.

Logischerweise erschwert eine so turbulente Entstehungsgeschichte wie die der Smaragde die ungestörte Bildung von großen, makellosen Kristallen. Aus diesem Grund ist es auch so selten, dass große Smaragde mit guter Farbe und guter Transparenz gefunden werden. Daher sind feine Smaragde sehr wertvoll. Aber es zeigt auch, dass feine Einschlüsse kein Zeichen von schlechter Qualität oder vermindertem Wert sein müssen.

Die Welt der feinen Smaragde

Kolumbien ist weiterhin an der Spitze der Liste der Länder, in denen feine Smaragde gefunden werden. Es hat etwa 150 bekannte Smaragdvorkommen, aber nicht alle von ihnen werden derzeit genutzt. Die bekanntesten Vorkommen sind Muzo und Chivor, hier wurden Smaragde schon von den Inkas in der präkolumbianischen Zeit abgebaut. Die in wirtschaftlicher Hinsicht wichtigste Mine ist die Grube Coscuez, diese wird an 60 Einzelflanken übertage abgebaut. Schätzungen zufolge werden hier rund drei Viertel der kolumbianischen Smaragde gefunden. Kolumbianische Smaragde unterscheiden sich von Smaragden aus anderen Lagerstätten darin, dass sie eine besonders feine, leuchtende smaragdgrüne Farbe ohne bläuliche Verfärbungen haben. Obwohl die Farbe von Fund zu Fund leicht variiert wird dieses faszinierend schöne Farbspiel im internationalen Smaragdhandel hoch geschätzt, auch die Art der Einschlüsse wird als akzeptabel angesehen. Aber Kolumbien hat noch mehr zu bieten: hin und wieder finden sich in den kolumbianischen Smaragdminen Raritäten wie Trapiche-Smaragde die mit ihren sechs Strahlen von der Mitte aus einem Mühlrad mit seinen Speichen ähneln.

Auch wenn viele der besten Smaragde unangefochten kolumbianischen Ursprungs sind, die „Geburtsstätte“ des Steines ist nie eine absolute Garantie für seine einwandfreie Qualität. Feine Smaragde werden auch in anderen Ländern wie Sambia, Brasilien, Simbabwe, Madagaskar, Pakistan, Indien, Afghanistan und Russland gefunden. Dabei haben vor allem Sambia, Simbabwe und insbesondere Brasilien im internationalen Handel einen guten Ruf. Ausgezeichnete Smaragdkristalle in einem schönen, tiefen Smaragdgrün und mit guter Transparenz kommen aus Sambia. Ihre Farbe ist meist dunkler als die der kolumbianische Smaragde und hat oft einen feinen, leicht bläulichen Unterton. Aus dem berühmten Sandawana-Bergwerk in Simbabwe kommen Smaragde die meist kleiner, aber auch sehr fein sind. Sie haben ein lebhaftes, intensives Grün und oft eine feine gelbgrüne Nuance. Brasiliens Edelsteinmine Nova Era produziert ebenfalls Smaragde in schönen Grüntönen, diese sind nur auf Grund ihrer geringen Marge weniger attraktiv als die ihrer berühmten Nachbarn. Aus Brasilien kommen außerdem seltene Smaragd-Katzenaugen und die extrem seltenen Smaragde mit einem Sechs-Speichen-Stern. Dank der Funde in Afrika und Brasilien gibt es – zur Freude der Smaragd-Enthusiasten – heute mehr Smaragde auf dem Markt als früher.

Ein ausgeklügelter Edelstein

Während seine Härte den Smaragd vor Kratzern schützt, machen seine Sprödigkeit und die vielen Risse das Reinigen eher schwierig. Selbst für einen erfahrenen Edelsteinschleifer stellt das Schneiden von Smaragden wegen des hohen Wertes der Kristalle und der häufigen Einschlüsse eine besondere Herausforderung dar. Allerdings bedeutet dies nicht, dass diese die einzigartigen Schmuckstücke nicht gerne verarbeiten. Der speziell für den Smaragd entwickelte Smaragdschliff bringt durch sein klares rechteckiges oder quadratisches Design mit abgeschrägten Ecken die Schönheit dieses kostbaren Edelsteins voll zur Geltung und schützt ihn gleichzeitig vor der mechanischen Belastung der Verarbeitung.

Smaragde werden aber auch in vielen anderen, vor allem klassische Formen geschnitten. Wenn der Rohstoff viele Einschlüsse enthält wird er oft zu einer sanft gerundeten Cabochon oder einer, in Indien sehr beliebten, smaragdgrünen Perle verarbeitet.

Heute werden Smaragd oft mit farblosen Ölen oder Harzen ausgebessert. Dies ist eine allgemeine Handelspraxis, hat aber zur Folge, dass die grünen Schätze sehr empfindlich auf unsachgemäße Behandlung reagieren. Zum Beispiel können so behandelte Steine nicht in einem Ultraschallbad gereinigt werden. Durch die Beseitigung der während der Verarbeitung verwendeten Substanzen zum Abdichten der feinen Poren in der Oberfläche des Edelsteins wird dieser matt. Aus diesem Grund sollten Smaragdringe vor dem Kontakt mit Seife oder Reinigungsmitteln immer abgenommen werden!

Eine Frage des Vertrauens

Da der Smaragd nicht nur einer der schönsten Edelsteine, sondern auch einer der wertvollsten ist, gibt es leider unzählige künstliche Nachbildungen und Imitationen. Wie können Sie sich vor diesen Fälschungen schützen? Nun, der beste Weg ist, den Stein von einem Fachmann zu kaufen. Insbesondere große Smaragde sollten Sie nur mit einem Befundbericht eines renommierten gemmologischen Institut erwerben. Solch ein Institut ist dank der modernsten Untersuchungstechniken in der Lage, zuverlässig zwischen natürlichen und synthetischen Smaragden zu unterscheiden und wird Sie außerdem darüber informieren, ob der Stein behandelt wurde.

Und noch ein Ratschlag für den Kauf eines Smaragds: Während Diamanten schon bei einer Größe von unter einem Karat wunderschön funkeln, sollten Sie beim Erwerb eines farbigen Edelstein eher größere Stücke auswählen. Zwar gibt es einige schöne Schmuckstücke mit kleinen farbigen Edelsteinen, aber Smaragde zeigen ihren schönen Schein, wie andere Farbedelsteine auch, erst ab einer gewissen Größe. Wie groß Ihr Smaragd sein sollte hängt von Ihrem persönlichen Geschmack und Ihrem Budget ab. Wirklich große Exemplare von höchster Qualität sind sehr selten. Dies bedeutet, dass der Preis für eine hochwertige Smaragd höher als der eines Diamanten mit dem selben Gewicht sein kann. Die Faszination die von einem feinen Smaragd ausgeht ist einfach einzigartig!